Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage. Nachverdichtung eines nicht ganz typischen Berliner Blocks.
Angesichts zunehmender Wohnungsnot und steigender Mieten ist die Frage, wie sich weiterer Wohnraum in Berlin erschließen lässt drängend. Mit unserem sechsgeschossigen Neubau, realisiert auf rund 240 qm eines Gartengrundstückes in der Charlottenburger Fasanenstraße, sind Mitten in der Stadt rund 1.100 Quadratmeter neue Wohnfläche entstanden.
Der Massivbau wurde an eine bestehende Brandwand angebaut. Große Fenster und Balkone öffnen das Haus zu einem parkartigen Gartengrundstück. Der helle, grau-grüne Putz der Fassade in den oberen Etagen, die eisenglimmergrünen Metallgeländer und Fensterrahmen und der Sichtbeton im Erdgeschoss korrespondieren unaufgeregt mit dem umgebenden Grün der Bäume und der ziegelfarbenen historischen Sichtmauerwerk-
Brandwand des Nachbarhauses.
Zusammen mit den großen Fensterflächen erzeugen diese Elemente eine freundliche, leichte Stimmung, die auch im Inneren der 15 Wohnungen und der großen loftähnlichen Dachgeschosswohnung mit Terrasse und Blick über die Dächer spürbar ist. Bewusst haben wir den rohen Charme der tragenden Betonwände und Decken in Kontrast mit den fein gespachtelten leichten Trennwänden gesetzt. Zusammen mit den Einbauküchen und den raumhohen Türen wirken diese wie eingestellte Möbel und bieten den Bewohnern jede Menge Möglichkeiten hier ihre Lebensräume zu gestalten.
Zusammen mit dem Neubau wurde das vorhandene Vorderhaus einer Renovierung unterzogen und der Farbigkeit des Neubaus angepasst. Die beiden Häuser bilden so ein durch die Brandwand verbundenes Ensemble.
Die Fasanenstraße ist eine knapp zwei Kilometer lange Straße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Ihren heutigen Namen trägt die Fasanenstraße seit 1901 zur Erinnerung an eine 1755 von König Friedrich II. angelegte Fasanerie am Ende des heutigen Verkehrswegs. Eine Besonderheit der Fasanenstraße sind die teilweise noch heute erhaltenen Villen und Bürgerhäuser, die - wie etwa das Literaturhaus und die
Villa Grisebach - aus der ansonsten typischen Berliner Blockstruktur herausstechen.
Diese für das Berliner Innstadtgebiet heute untypisch anmutende Art der Bebauung fand sich seinerzeit auch auf dem Grundstück der Fasanenstraße 36.
Nachdem die straßenseitige Ursprungsbebauung durch Kriegsschäden zerstört worden war, entstand hier in den 1980er Jahren ein postmodernes Mehrfamilienhaus, das entgegen der vorherigen Bautypologie heute den Blockrand an dieser Stelle schließt.
Gemäß dem noch heute gültigen Baunutzungsplan von 1958/60 wurde das dahinter im Blockinnern liegende Gartengrundstück zunächst nicht weiter verdichtet und lediglich durch eine Tiefgarage bebaut.
Im Sinne der zunehmend gewünschten Nachverdichtung der Westberliner Blockstruktur entwickelten wir im Auftrag des Eigentümers die Idee das Gartengrundstück mit einem neuen, mehrgeschossigen Wohnhaus zu bebauen und konnten schließlich auch das Stadtplanungsamt von dem Projekt überzeugen. Eine der größten Herausforderungen dabei war die schwierige Erschließung des Baugrundstücks. Das bestehende Vorderhaus
besaß (und besitzt) keine Durchfahrt zum Grundstück, lediglich die unterirdische Zufahrt zur Tiefgarage. Deshalb musste sowohl der Abbruch der alten Tiefgarage als auch die Logistik für den gesamten Neubau über bzw. unter dem Vorderhaus organisiert werden.